TANJA ROCHELMEYER: ErneutVerbunden

Mai 13 - Juli 8, 2023

Tanja Rochelmeyers (* 1975 in Essen) Bilder kann man als Visionen von Räumen bezeichnen. Enthalten sind ihnen Chiffren eines modernistischen Architekturvokabulars in Form von kantig, dynamischen Raumlinien. Der starken Flächenwirkung der monochromen Partien, die sich in vielfachen Ebenen übereinanderlegen und gegenseitig durchdringen, stehen Rudimente von perspektivischen Fluchtungen gegenüber, die optisch in die Tiefe führen. Es sind Inseln eines Illusionismus - wie die bereits beschriebenen Hell-Dunkel-Verläufe - ohne konkrete mimetische Funktion, das heißt ohne den dargestellten Raum wirklich messbar oder erfahrbar werden zu lassen. Tanja Rochelmeyer schafft in ihren Werken das labyrinthische, absurde Gefüge eines zersplitterten Raumes, der Anklänge an die Multiperspektivität eines kubistischen Bildbegriffs in sich trägt. Doch es geht bei ihren Bildern nur bedingt um optische Fragen. Sie sind eher unter transperspektivischen Aspekten zu greifen als Hybride zwischen dem physikalischen und dem virtuellen Raum. Ihre Arbeiten wurden überzeugend als Echo auf die ungreifbare Ausdehnung und polydimensionalen Struktur des Internets bezogen, das sich immer stärker mit unseren primären sensuellen Erfahrungen verschränkt. Doch die Gegenwärtigkeit von Tanja Rochelmeyers Malerei könnte vor dem Hintergrund der Genese ihrer Arbeiten auch als somatischen Impuls beschrieben werden, den die Moderne in der künstlerischen Imagination unserer heutigen Zeit zugefügt hat.

In der GALLERIA SACCHETTI zeigt die in Berlin lebende Künstlerin - es ist die erste Einzelausstellung in Ascona - neben der Malerei, auch ihre neuesten Werke - einer Serie von farbigen Plexiglasarbeiten. Alles, was die Gemälde ausmacht, findet sich in den Acrylglasarbeiten wieder: Stauchungen, Dehnungen, räumliche Verschachtelungen, perspektivische Fluchten, Tiefen, Aussparungen und abrupte Enden. Dank des farbigen Plexiglases ergeben sich bei den Objekten jedoch viele zusätzliche Ebenen und Blickachsen. Der Durchblick auf hinter der äußeren Hülle liegende Segment, Flächen und auch die zusätzliche Bemalung einzelner Teile, erhöht den Grad der komplexen, kaum noch zu erfassenden Konstruktion. Für die neue Werkgruppe aus geschichteten Acrylglaselementen stellen die Gemälde der letzten Jahre das motivische Rüstzeug.